MORE, MORE, MORE …NOTHING!

Hamburg, Winterhude. Altbau-Wohnung, 3. Stock. Lars Goedeke Studio. Von hier aus will Lars Goedeke die Welt retten oder zumindest versucht er es. Lars repräsentiert eine neue Generation von Mode-Designer. Jemand, der mit seinem Label nicht zwangsläufig die Laufstege und die teuren Stores der Innenstädte erobern will. Der nicht nach Gewinnmaximierung und mehr, mehr, immer mehr strebt. Sondern jemand, der als politischer Aktivist über die Folgen des Klimawandels in Form von modischen Unikaten und Klein-Serien aufmerksam machen und uns für die Leiden des Planeten sensibilisieren möchte. Jemand, der genauso auf Panel-Diskussionen zu den Auswüchsen der Fast Fashion zu finden ist, wie auch hinter dem Mikro, wenn er seine eigene Musik produziert. Bei dem die Grenzen dessen, was er tut verschmelzen. Bei dem keine Schublade so richtig passt. Muss auch nicht. Mit 28 Jahren muss man sich noch nicht festlegen, kann und sollte alles probieren. Und er schafft es, für seine verschiedenen Arbeiten viel Aufmerksamkeit und Zuspruch zu bekommen. Das liegt wohl in erster Linie an seiner bescheidenen und zugewandten Art. Nichts Belehrendes oder gar Missionarisches strahlt er aus, er ist auch kein Öko-Spinner oder Müsli. Gerade das macht ihn umso überzeugender. Mittlerweile versucht er, statt mit einer großen aufwendigen und auch zu teuer produzierten Kollektion, eher mit simplen Teilen wie T-Shirts die Menschen zu erreichen. Damit erreicht und begeistert er mehr Leute und verbreitet seine Botschaft „Gegen die Zerstörung unserer Umwelt“ und gegen das Wegsehen.

Mit Corona kam der Dämpfer, gerade weil sich auch die Medien hauptsächlich auf die Pandemie fokussieren und die Klimakrise aus dem Blickfeld verloren geht. Das nutzen leider viele Firmen, um mit den alten Praktiken weiterzumachen, geht ja auch leichter, weil alle mit der Pandemie beschäftigt sind.

Doch langsam ist wieder Licht am Ende des Tunnels und Lars kann an Kontakte anknüpfen, die sich zwischenzeitlich, coronabedingt, zurückgezogen hatten.

Er versucht den Spagat zwischen großer Aufmerksamkeit und Bekanntheit für sein Anliegen und seine Kunst und gleichzeitig der Verweigerung des großen Marktes, mit all seinen negativen Nebenwirkungen – ein Dilemma. Das er meistert. Zu unser aller Glück.

Das Dilemma ist ein Zeugnis unserer zerrissenen Zeit. Wenn alle LAUT sind, findet man vielleicht mit LEISE am Ende mehr Gehör – zumal, wenn das, was man sagt und tut Substanz hat. Sonst bleibt am Ende NICHTS.

Weil die Welt mittlerweile immer mehr von lauten und hirnlosen Influencern, die von profitgesteuerten, greengewashten, scheiß-auf-die-Umwelt Firmen gebucht werden, dominiert zu sein scheint, braucht es Leute wie Lars umso dringender. Unseren Support hat er!

savetheworld.studio/

Photographer+words: Stephan Ziehen

Hair+Make-up: Isabel Groenke@Bigoudi

Models: Svea+Gabriel@Kult Models

Dop+Edit: Oskar Nehry

Casting: Karen Stehle