MEHR MACHT DEN ARTISTS!
Steht uns eine Revolution bevor?! Die Zukunft des Musik Business im Web3.


In der Musikindustrie hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Durch fortschreitende technologische Möglichkeiten und die Nutzung dezentraler Strukturen im Web3-Ökosystem, können Musikprodukte und -dienstleistungen auf neuartige Weise angeboten und konsumiert werden, mit deutlichen Vorteilen für Künstler und ihr Schaffen.
Web1 – Lesen und Abrufen
Web2 – Lesen und Schreiben im bidirektionalen Austausch im Social Web
Web3 – Lesen, Schreiben und Besitzen
Aber der Reihe nach. Fangen wir mit ein paar Begriffserklärungen an. Web3 bezeichnet die dritte Generation des World Wide Web, die durch den Einsatz von Technologien wie Blockchain und Peer-to-Peer-Netzwerken ein dezentralisiertes, transparentes und sichereres Internet schaffen soll. Das Ziel von Web3 ist es, den Nutzern mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten, ihre Online-Identität und ihre digitalen Inhalte und Güter zu geben. Web3 stellt dabei eine bedeutende Abkehr von den vorherigen Generationen des Webs dar, die als Web1 und Web2 bekannt sind.


Im Web3 werden die Daten dezentral per Blockchain-Technologie auf einem Netzwerk von Computern gespeichert, anstatt auf zentralen Servern, die sich im Besitz einiger weniger großer Unternehmen befinden. User besitzen und kontrollieren also selbst ihre digitalen Assets, was den Bedarf an Zwischenhändlern überflüssig macht. Das Kreieren und Vertreiben von digitalen Gütern soll damit transparenter und fairer gestaltet sein.
Eine Blockchain ist eine besondere Form einer Datenbank, welche aus einer Reihe von miteinander verbundenen Unterdatenbanken, auch Blocks genannt, besteht. Jeder Block enthält nicht nur die zu speichernden Informationen, sondern auch einen eindeutigen Identifikator in Form eines Hash-Werts. Alle Blöcke innerhalb der Blockchain sind miteinander verknüpft und verfügen jeweils über die Kenntnis ihrer eigenen sowie der anderen Hash-Werte. Eine Manipulation von Daten innerhalb eines Blocks würde zu einer Veränderung des dazugehörigen Hash-Werts führen und somit auch die gesamte Blockchain unbrauchbar machen. Somit stellt die Blockchain ein wirksames Instrument dar, um Betrug und Manipulationen zu verhindern. BITTE QUELLE ANGEBEN

 

 

 

Web3 und NFTs (Non-Fungible Tokens) sind eng miteinander verbunden. NFTs stellen einzigartige digitale Marken dar, die nicht austauschbar sind und in der Blockchain gespeichert werden. Jeder NFT ist speziell an einen bestimmten realen oder digitalen Vermögens-/Wertgegenstand gebunden und dient als eine Art Besitzurkunde, aber nicht als der Gegenstand selbst. In den letzten Jahren hat die Verwendung von NFTs im Zusammenhang mit digitaler Kunst, Musik und anderen Sammlerstücken erheblich zugenommen. Sogenannte Creators limitieren die Anzahl ihrer digitalen Gegenstände und laden diese auf dezentrale Marktplätze hoch. Dort werden sie mit Kryptowährung gehandelt. Diese Transaktionen können direkt zwischen Käufern und Verkäufern abgewickelt werden, ohne dass Zwischenhändler beteiligt sind. Am Ende ist der Käufer eindeutiger Besitzer eines einzigartigen digitalen Werkes, das mit einer genauen Transaktionshistorie versehen ist. Digitale Güter gewinnen dadurch deutlich an Wert. Neben dem digitalen Kunstmarkt boomt mittlerweile auch die Nutzung von NFTs im physischen Kunstmarkt. Anteile von physischen Kunstwerken können als NFTs verkauft werden und die Käufer-Community kann somit ein – im Idealfall – bekanntes Kunstwerk zusammen besitzen. Warum ist das spannend? Sammler können ein Kunstportfolio mit zahlreichen Anteilen von bekannten Kunstwerken zusammenstellen und dieses eigenständig handeln. Wovon Künstler aufgrund des Smart Contracts direkt profitieren. Denn sie sind dadurch nachweislich der Urheber des Kunstwerks und verdienen (je nach Vertrag, z.B. 10% von jedem Weiterverkauf) am Handel mit ihrer Kunst.

Und jetzt ans Eingemachte. Was hat das Ganze mit Musik zu tun? Die heutige Musikindustrie erwirtschaftet weltweit Milliarden von Dollar, wovon aber nur ein kleiner Teil an die eigentlichen Künstler geht. Die meisten Musiker verdienen ihren Lebensunterhalt durch Konzerte, Merchandising und Ähnlichem. Sie verdienen kaum Geld mit digitalem Streaming über Spotify, Apple Music und Co. Denn: Streaming Plattformen zahlen große Summen an die bekannten Plattenlabels, um ihre Musik überhaupt vertreiben zu dürfen. Viel bleibt da für die Künstlerin, den Künstler nicht übrig. Er/Sie wird nach dem Anteil der Abrufe an allen Klicks bezahlt, dem sogenannten „Pro-Rata-Modell“. Das dezentrale Web3 könnte diese eingefahrenen Strukturen im Musikgeschäft zukünftig ordentlich aufmischen. Und für völlig neue Machtverhältnisse sorgen! Mithilfe neuester Computersoftware ist der Künstler in der Lage, gleichzeitig Künstler, Songschreiber, Produzent und Tontechniker zu sein. Über dezentrale Streaming Services (zum Beispiel Audius, blockchain-basiert und dezentral, betrieben durch eine Community aus Künstlern, Fans und Entwicklern) kann er Fans direkt mit seiner Musik bespielen, ohne zwischengeschaltete Distributoren und Plattformen. Fans wiederum bezahlen den Künstler unmittelbar über Kryptowährung und einem Krypto Wallet. Klingt wie ein Sci-Fi Szenario? Ist es aber nicht. Audius wächst von Jahr zu Jahr und zeigt mit seinen rund 6 Mio. Unique Usern im Februar dieses Jahres, dass schon jetzt das Interesse bei Musik Fans groß ist. Und auch das Wiener Start-up, Musiklabel und Online-Plattform Global Rockstar mischt im NFT-game ordentlich mit. Es hat sich zum Ziel gesetzt, junge Künstler zu unterstützen, indem Musikfans über Crowdinvesting neue und bereits bestehende Musikrechte erwerben, als Musik-NFT in der Blockchain sichern und in Zukunft auch handeln können.
Und jetzt noch die Sache mit dem Metaversum. Das Metaversum ist ein virtuelles Universum, das Elemente der physischen (realen) Welt und der virtuellen Realität miteinander verbindet. Es ist ein gemeinsamer, immersiver und interaktiver Raum, in dem Menschen in Echtzeit miteinander und mit digitalen Inhalten interagieren können. Dabei gibt es nicht nur ein einziges Metaversum, sondern verschiedene virtuelle Welten mit ihren eigenen einzigartigen Eigenschaften und Merkmalen. Bekannte und bereits heute existierende Metaverse-Plattformen sind zum Beispiel Decentraland, The Sandbox oder Roblox. Und wie gehören Musik und Metaversum jetzt zusammen? Ganz einfach. Artists können die Metaverse-Technologie gezielt nutzen, um besondere Fan-Erlebnisse zu schaffen und eine größere Fan-Base zu erreichen. Wie so etwas aussehen kann, haben bereits der DJ Marshmello in 2019 und Travis Scott, US-amerikanischer Rapper und Musikproduzent, ein Jahr später vorgemacht. Beide spielten im Computerspiel „Fortnite“ ein virtuelles Konzert. Scott erreichte mit seinem Auftritt in der Hochphase der Corona-Pandemie mehr als 12 Millionen Fans! Die Tragweite dieser Entwicklung wurde schnell klar und war Startschuss für eine neue Phase der Innovation und Monetarisierung in der Musik- und Gamingindustrie. Epic (Herausgeber von „Fortnite“) konnte zeigen, dass das Unternehmen mehr ist als ein reiner Hersteller von Videospielen. Travis Scott wiederum konnte durch das Mega-Event beweisen, dass virtuelle Auftritte keine verrückten Spielereien mehr sind. So hat Scott mit dem Konzert sowie dem Verkauf von Merch angeblich 20 Millionen Dollar verdient, deutlich mehr als bei seinen sonstigen Konzerten. Und auch in 2023 geht es mit zahlreichen spannenden Metaverse-Projekten weiter. Nach virtuellen Performances von Justin Bieber, John Legend & The Weekend veranstaltete die virtuelle Konzertagentur Wave mit dem DJ und Songwriter Calvin Harris im Januar 2023 ein einstündiges Metaverse-Konzert. Das virtuelle Event wurde zeitgleich über Tik Tok Live gestreamt. Fans konnten also auch ohne VR-Brille und in 2D das Konzert genießen – was für eine noch größere Reichweite sorgte. Und von diesen oder ähnlichen Beispielen gibt es unzählige. Denn Musikindustrie und Metaverse verschmelzen immer mehr miteinander. Im Jahr 2022 brachten mehrere Hochkaräter Metaverse-Musikvideos heraus – so beispielsweise Snoop Dogg zusammen mit The Sandbox. Vor kurzem kündigte die Warner Music Group zusammen mit The Sandbox an, im Metaverse eine virtuelle Musikwelt zu schaffen. Das Ganze soll eine Kombination aus Musik-Vergnügungspark und Veranstaltungsort für Konzerte sein. Wir sind gespannt! Und auch die MTV Music Awards – eine Institution und Mainstream-Veranstaltung (!) im Musik Business – ziehen mit. Seit 2022 gibt es die neue Kategorie „Best Metaverse Performance“ – alle Nominierten traten in verschiedenen Metaversen auf. BLACKPINK (schaut euch auch mal meinen Artikel zu K-Pop in der CYTE-Ausgabe 9 an) räumte den Award ab – die koreanische Girlband veranstaltete im PC-Spiel PUBG Mobile ihr erstes virtuelles Konzert „The Virtual“.


Die Musikindustrie wird sich in den kommenden Jahren erheblich verändern – ob wir es wollen und sehnlichst herbeiwünschen oder auch nicht. Die neuen technologischen Entwicklungen rund um Web3, Blockchain, NFT und Metaverse sowie ihre zunehmende Relevanz – insbesondere bei den jüngeren Generationen rund um GenZ und Alphas – schaffen neue Möglichkeiten für Künstler, Fans und Investoren gleichermaßen. Der Musikvertrieb wird zukünftig dezentraler, wobei die Blockchain-Technologie eine transparentere und gerechtere Entlohnung der Künstler ermöglicht. NFTs sorgen für neue Einnahmequellen für Musiker. Und bieten auch den Fans neue Kontaktmöglichkeiten mit ihren Lieblingskünstlern. Im Metaversum können Künstler durch virtuelle Konzerte und immersive Musikerlebnisse ein globales Publikum auf neue und aufregende Weise erreichen. Uns erwartet eine Musikindustrie, innovativer und dynamischer als je zuvor, die sowohl Künstlern als auch Fans aufregende neue Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks und der Gemeinschaftsbildung bieten.

Text: Claudia Ippen