Maison Sota – Ein Japaner in Paris

Vom Clown zum Chef im eigenen Haus, mit den zartesten Gläsern in ganz Paris

 

Das erste was auffällt, wenn man „Maison Sota“ betritt – es ist wirklich ein kleines Haus – ist der köstliche Geruch: es riecht nach Butter – und anderen Köstlichkeiten. Etwas, das ich an einer der neusten und hipsten Adressen von Paris nicht erwartet

hätte. Man betritt das Haus durch eine unscheinbare und gleichzeitig sehr große Tür und befindet sich in einem hohen und relativ leeren Foyer. Alles ist mit terrakottafarbenen Fliesen bedeckt. Nicht nur der Boden, sondern auch die Wände. Spontan erinnert mich das an die 70er Jahre Badezimmerfliesen meiner Eltern. Aber natürlich ist es das Werk eines angesagten, japanischen Innenarchitekten, der es verstanden hat, ein Retro-Design trotzdem zeitgemäß und, ja, gemütlich wirken zu lassen. Tsuyoshi Tane (at-ta.fr), bekannt geworden durch das futuristische Design des estländischen National Museums, verwandelte ein kleines unscheinbares Häuschen im 11. Arrondissement in eine Kultstätte modernen Designs.

Der eigentliche Gastraum ist dann auf der Galerie des Hauses, die man über eine breite Freitreppe aus dem Foyer heraus erreicht. Sofort fällt eine große, freie Küche unter dem offenen Dachgebälk auf. Dort werkeln eine Handvoll junger Köche und einige, bedachte Servicekräfte.

 

Das Essen wirkt leichter und entspannter als früher in der Clown Bar

Es herrscht eine fast meditative Ruhe, trotz der eifrigen Vorbereitungen für den ausgebuchten Mittagsservice. Ausgebucht mittags sechs Wochen nach Eröffnung – wie geht das? Sota Atsumis letzter Job als angestellter Koch war in der „Clown Bar“ neben dem Cirque Hiver, ebenfalls im kulinarisch angesagten 11. Arrondissement. Schon dort hatte er eine treue Anhängerschaft, die seine ins Japanische übersetzten französischen Klassiker liebten. Geschmackstief aber nicht schwer, angerichtet mit japanischer Schlichtheit aber natürlich höchster Ästhetik ohne dekorativer Tellerakrobatik. Dies setzt Sota jetzt in seinem eigenen Restaurant noch konsequenter fort. Das Essen wirkt leichter und entspannter als früher in der Clown Bar. Vielleicht liegt das auch an der luftigen und lockeren Atmosphäre des „Maisons“ Nach den Amuses – hauchzarte Tartelettes mit Rintertatar/Salicorne/Anchovis, Coco-Bohnen und Schalotten mit Haselnüssen – startet das eigentlich Menu mit rohem Thunfisch auf Tomatengelee neben Wacholder-Mayonnaise – erfrischend und trotzdem außergewöhnlich durch die unerwartete Mayonnaise.

Es folgt eine Tintenfisch-Zubereitung mit in Tinte gebratenen Pilzen und apart hingegossene Tintenfischarme mit Kopfsalat. Fern von einer mediterranen Interpretation, aber auch nicht krampfig originell, sondern einfach selbstverständlich in sich ruhend.

Als Hauptgericht serviert Sota einen Klassiker, den es so auch schon in der Clown Bar gab – Pithiviers von der Ente mit Foie Gras begleitet von Quittenmus und Spinat.

Wie bekommt er dieses französische Wintergericht so leicht und modern hin?

Vielleicht bedarf es eines Japaners, um den Franzosen zu zeigen, wie sie ihre Traditionsgerichte ins aktuelle Jahrtausend katapultieren können. Sota gelingt dies mühelos.

Den Abschluss bildet eine Pavlova mit Litschi und Rote-Beete-Sorbet. Vielleicht das einzige Gericht, was im bisherigen Kontext etwas überambitioniert und verkopft wirkt,

aber ich bin auch kein großer Dessertfan oder gar Experte.

…davon hätte ich auch gerne alles für mein Zuhause …

Eine kleine, aber gut ausgewählte Weinkarte macht Spaß nach außergewöhnlichen Naturweinen durchsucht zu werden. Wenn diese später im Glas sind, scheinen sie vor einem zu schweben. Im Maison Sota gibt es die zartesten und leichtesten Gläser, die ich je in einem Restaurant in der Hand hatte. Insbesondere in Paris, wo Gläser in den meisten, auch guten Restaurants keine große Rolle spielen. Hier gibt es die „Ballerina“-Serie von J. & L. Lobmeyr aus Österreich (lobmeyr.at). Ein Hauch von einem Glas, das den Charakter des ganzen Hauses perfekt widerspiegelt. Mit dem Besteck aus der japanischen Messerschmiede Yuichi Takemata (davon hätte ich auch gerne alles für mein Zuhause …) unterstreicht Sota seine Andersartigkeit in einer Stadt, die nicht arm ist an außergewöhnlichen und besonderen Restaurants.

 

Maison Sota

3 rue Saint-Hubert

75011 Paris

Tel: +33 (0)1 43 38 61 95

Email: contact@maison-sota.com

www.maison-sota.com

 

Mittagsmenu: € 55.-

Abendessensmenu: € 90.- oder € 140.-

Kein à-la-Carte Menu

 

Meine Lieblingsrestaurants in Paris:

 

Ja! Man kann schlecht essen in Paris und vor allen Dingen teuer, aber seit

ein paar Jahren machen es einem ein paar Dutzend junger Küchenchefs wieder

leicht, in angenehmer Atmospäre, ohne grossen Bombast tolles, entspanntes Essen zu fairen Preisen zu geniessen. Gelernt haben sie häufig bei den Grossen dieser Zunft, aber Cloche, Silberbesteck und Sterne sind ihnen fremd. Die meisten Läden, die ich liebe sind im 11. Arrondissement, ein Viertel was wenig touristisches bietet aber dafür für Pariser Verhältnisse noch erschwinglich ist. In unprätensösen kleinen

Lokalen werden himmlische Sharing Plates für kleines Geld serviert, die vor Geschmack nur so trotzen aber ohne Tellerakrobatik auskommen. Zwar häufig noch hübsch und „instgramable“, aber nicht angeberisch und fancy. Angenehme, zeitgenössische Küche für Geniesser und nicht für Spesenritter und Showesser.

Meistens mit excellenten Produkten, aber selbst wenn die nicht im Vordergrund stehen, mit einem besonderen Twist, der einen begeistert.

Vielen dieser Plätze sind keine Geheimtipps mehr und werden von Foodies aus der ganzen Welt gefüllt, aber sie sind nach wie vor eine sichere Bank,im Restaurant-Dschungel von Paris.

 

-Le Servan, 32 rue Saint Maur, 75011Paris, Tel. 0033 1 55285182, Metro: Voltaire, unbedingt reservieren, Vibe: shabby-chic Location, franko-asiatisches Essen, kreativ, immer voll, lebendig.

 

-Clamato, 80 rue de Charonne, 75011 Paris, Tel 0033 1 43727453, Metro: Charonne, keine Reservierung – just walk in, Vibe: fast nur Seafood, sehr kreativ, sehr viel internationales Publikum, gemütlich.

 

-Le Saint Sebastien, 42 rue Saint Sébastien, 75011 Paris, Tel. 0033 6 49752790,   Metro: Saint-Sébastien – Froissart, unbedingt reservieren, Vibe: coole Location, ambitioniertes Essen, gute Weine, vielleicht etwas unterkühlt.

 

-Clown Bar, 114 rue Amelot, 75011 Paris, Tel. 0033 1 43 55 87 35, Metro: Filles du Calvaire, unbedingt reservieren, Vibe: tolles Essen, wunderschöne Art Deco Einrichtung mit Clown-Motiven, Naturweine, ein paar Tischen stehen draussen.

 

-Bambino, 25, rue Saint-Sébastien, 75011 Paris, Tel. 0033 1 43 55 68 20, Metro:Saint-Sébastien-Froissart, keine Reservierung Vibe: Essen unkompliziert, aber lecker, Naturweine, Musik von Vinyl.

-Yard, 6 rue rue de Mont-Louis, 75011 Paris, Tel. 0033 1 40097030, Metro: Philippe Auguste, unbedingt reservieren Vibe: toll um an einem sonnigen Mittag bei Naturwein zu versacken (draussen), entspannt, Essen manchmal so lala.

 

-Bistrot Paul Bert, 18 rue Paul Bert, 75011 Paris, Tel. 0033 1 43722401, Metro: Faidherbe-Chaligny, unbedingt reservieren, Vibe: klassischen Bistro nur alles besser als sonst, bessere Produkte, besser gekocht, bessere Weinkarte.

 

-La Buvette,67 rue Saint-Maur, Tel. 0033 9 83569411, Metro: Rue Saint.-Maur, keine Reservierung – just walk-in, Vibe: entspannte Atmo, leckere Kleinigkeiten, Naturwein,

nette Leute.

 

-Frenchie Bar a Vin, 5 rue du Nil, 75002 Paris,Tel. 0033 140399619, Metro: Sentier, keine Reservierung – just walk in, Vibe: tolles Essen, voll, internationales Publikum, gemütlich, 3 andere Frenchie Adressen in der gleichen Strasse.

 

-Willi’s Wine Bar, 13, rue Petit Champs, 75001 Paris, Tel. 0033 1 42610509, Metro: Pyramides, reservieren, Vibe: eigentlich fällt dieser Laden aus der Reihe, aber ich mag ihn trotzdem, besonders wegen des schrulligen englischen Inhabers, der tollen Weinkarte und den wunderschönen Postern, Essen ok.