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CYTE: Wie hast Du in der Modelszene angefangen?

INGO NOLDEN: 1995. Ich war Student für Kommunikations-/ Medienwissenschaften und hatte eine Freundin, die von einer Agentur in Düsseldorf entdeckt wurde. Wir haben damals in einer anderen Stadt gewohnt und so habe ich nach der Uni häufig auf sie in der Agentur gewartet, weil ich nicht wollte, dass sie abends mit der Bahn alleine nach Hause fährt. In der Agentur war ich deswegen ein regelmäßiger Gast und irgendwann kam die Chefin zu mir und fragte mich, ob ich nicht neben der Uni etwas aushelfen möchte. Das war der Anfang. Richtig angefangen hat es aber eigentlich erst 1996 als ich ein Angebot von Heidi Gross bekommen habe. Wenige Tage danach habe ich dann in meinem vorletzten Semester die Uni geschmissen und bin nach Hamburg gezogen …. Bereut habe ich das bis heute nicht.

CYTE: Was zeichnet Dich als Modelagent aus?

INGO NOLDEN: Das muss man wohl die anderen fragen! 😉

Mir ist nie etwas geschenkt worden, deshalb habe ich mich früh daran gewöhnt, hart zu arbeiten und mir Ziele zu setzen. Dazu gehört dann auch, mit Druck umzugehen und Verantwortung für seine Taten zu übernehmen.

Im Laufe der Zeit wird man dann besser und kann auch Verantwortung für andere übernehmen. Ich habe immer versucht eine klare Linie mit Kunden und Talent zu fahren.

CYTE: Paris und New York sind zwei Plätze an denen Du als Modelagent 
gearbeitet hast. Was unterscheiden diese Märkte von Deutschland?

INGO NOLDEN: Ich denke die kreative Landschaft ist ganz anders und vielseitiger. Es gibt mehr Luxusmarken, Magazine und namhafte Designer. Das haben wir in Deutschland leider nicht in der Fülle.

Ferner sind in Deutschland die Märkte sehr dezentralisiert während Du in Amerika New York hast und in Frankreich Paris, worauf sich eben alles konzentriert.

CYTE: Wann und mit welcher Absicht wurde ICONIC Management gegründet?
Es gab ja schon jede Menge andere Agenturen in Deutschland!

INGO NOLDEN: Nach meinem Weggang von IMG NY im Sommer 2006 wollte ich selbständig arbeiten und irgendwie alles anders machen als mein Wettbewerb, ergo Pionierarbeit leisten, weil ich beweisen wollte, dass man auch erstklassiges Talent Management aus Deutschland erfahren kann. Ich denke, das hat ICONIC auch immer zu einer besonders attraktiven Agentur gemacht. Mittlerweile bin ich wieder etwas mehr mit Deutschland verschmolzen und somit ist aus ICONIC heute eine an den Markt besser angepasste Model-Agentur geworden, ohne jedoch den Management-Charakter dabei verloren zu haben.

CYTE: Hast Du ein Lieblingsmodel?

INGO NOLDEN: Meine Professionalität verbietet es mir die eine oder andere hervorzuheben. Deshalb gibt’s jetzt leider keine Namen. J Aber natürlich habe ich, wie jeder Mensch starke und weniger starke Sympathien für mein Klientel. Ich versuche das aber auszublenden, um nüchtern und objektiv dem Anspruch gerecht zu werden, eine sehr gute Serviceleistung anbieten zu können.


CYTE: Welche Eigenschaften und welches Aussehen muss ein Mädchen haben, um bei Dir
in der Agentur aufgenommen zu werden?

INGO NOLDEN: Bei ICONIC bevorzugen wir einen eher „mass-market appealing look“, denn: „schöne Frauen werden immer erfolgreich arbeiten können“. Ich achte sehr stark auf die Persönlichkeit und den Intellekt und genau deswegen führe ich auch heute noch viele Gespräche mit Bewerbern selbst, um zu sehen, ob das Vermarktungspotential mit der Vision der Agentur im Einklang ist bzw. sich das zeitliche Investment in eine Person wirklich für alle Seiten lohnen wird.

CYTE: Magersucht ist ein Thema, das immer wieder mit der Branche in Verbindung gebracht
wird. Ist das nur ein Thema im Ausland oder auch hier? Wie stehst Du grundsätzlich dazu?

INGO NOLDEN: Mein Team und ich achten grundsätzlich immer darauf, dass unsere Models sich gesund und ausgewogen ernähren. Speziell bei jüngeren Models passen wir auf wie ein Pitbull. Dennoch, zumeist leben erfolgreiche Models nicht in Deutschland, sondern in Paris, London, NY und LA ergo wir als deutscher Agent sind nicht so stark in den Alltag unserer Models involviert, wie wir es vielleicht gerne hätten, um hier präventiv Einfluss nehmen zu können.

CYTE: Der Markt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Budgets wurden kleiner, Modelle wurden
von Schauspielern und Musikern ersetzt. Wie reagierst Du auf diese Veränderungen als Agent?

INGO NOLDEN: Es gibt auch eine andere Seite. Die Arbeit war noch nie so vielseitig und vernetzt wie heute. Heute muss man sich spezialisieren, um hervorzustehen. Dabei versuchen wir, unseren Schützlingen mit bestem Wissen und Gewissen durch gutes Networking und Coaching zur Seite zu stehen.

CYTE: Was hältst Du von dem Instagram Hype?

INGO NOLDEN: Ich beobachte das wie alle meine Branchen-Kollegen mit einer gewissen Neugier, aber auch mit etwas Argwohn. Am Ende des Tages ist es mein Job Talente zu vermarkten. As agent we need to create some mystery and the talent needs to perform good! Da ist es nicht entscheidend wie viele „likes“ jemand hat, sondern dass sich die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt für unser Talent interessieren. Man braucht dafür Gespür, Ausdauer und einen guten „plan of action“.

CYTE: Werden Influencer und Blogger auch in der Zukunft eine Rolle spielen?
Wie stehst Du grundsätzlich zu diesem Phänomen?

INGO NOLDEN: Ich denke, dass das Rad sich weiterdrehen wird, genau wie in allen anderen Bereichen vorher auch. Diversifikation heißt das Zauberwort. Ich versuche primär „rolemodels“ und „creators“ für ICONIC zu begeistern, also Menschen die wirklich etwas bewegen können (und wollen). Alles andere interessiert mich heute

eher geringfügiger ….

CYTE: In den 80ern und 90ern gab es die Ära der Supermodels, die riesige Erfolge
hatten und traumhafte Gagen bekamen. Wird es in Zeiten des Internets mit YouTube
und Social Media so etwas nochmal geben? Da kann ja jeder ein Star sein …

INGO NOLDEN: Ich wage mal zu behaupten, dass es das gibt. Die Gagen von Kendall, Gigi, Kaia etc. sind viel höher heutzutage als damals die der Supermodels. Auch bei ICONIC haben wir Top-Models unter Vertrag, die 7-stellige Jahreseinkommen erwirtschaften. Es hat sich einfach mit der Zeit nur vieles verschoben. Noch vor 15 Jahren gab es viel weniger Models, Modelagenturen und auch kein Internet! Alles war lokaler und isolierter und deswegen überschaubarer. Wir leben im Zeitalter der Globalisierung. Heutzutage konkurrieren doch die Fotografen oder auch die Modelagenturen viel weniger lokal und vielmehr international. Ob das jetzt alles so toll ist oder nicht, darüber kann und darf gestritten werden, nur das Rad der Zeit zurückzudrehen, geht nicht. Wir müssen den Wandel der Zeit verstehen und entsprechend neue Akzente setzen. Bei ICONIC interessiert uns deswegen im besten Interesse unserer Klienten/ Klientinnen primär, was morgen passiert und wie wir unser Talent darauf vorbereiten.



CYTE: Hat sich das Modelbild in den letzten Jahren verändert?
Bevorzugen Deine Kunden jetzt andere Gesichter als früher?
(bei Gucci und Vetements sieht man schräge und zum Teil hässliche Vögel über den Laufsteg gehen)

INGO NOLDEN: Für die Designer oder die Mode kann und will ich nicht sprechen. Die Herausforderung an uns Agenten ist, den Wandel der Zeit mitgestalten zu können. Das sind Umdenk-Prozesse. Es geht nie von heute auf morgen. Aber wir alle wissen es geht weiter. Das birgt Chancen für diejenigen von uns, die bereit sind entschlossen mit Fachwissen, Gefühl und Erfahrung neue Wege zu bereiten, um eine besondere Persönlichkeit optimal im Markt zu positionieren. Teilweise verstehe ich die Trends auch nicht, noch finde ich gut, was sich auf manchen Laufstegen abspielt. Man muss ja auch nicht alles mitmachen. Aber wir haben die Chance durch Überzeugungsarbeit neue Möglichkeiten zu schaffen und die Richtung zu verändern.

 

CYTE: Wo siehst Du ICONIC in 5 Jahren?

INGO NOLDEN: ICONIC ist dann hoffentlich viel weiter diversifiziert als heute. Wir verstehen uns als Top-Dienstleister und Personal Manager. Unser Anspruch ist eben, mit einem verhältnismäßig kleinen Portfolio und kleinen Overhead einen größtmöglichen Erfolg erwirtschaften zu können. Wie wir das im Detail umsetzen wollen erzähle ich vielleicht dann ein anderes Mal. Wir sind sehr motiviertJ

CYTE: Jetzt noch kurz ein kleines Spiel – Wordgames!
Ein Stichwort und ein, zwei Worte als Antwort!

Erfolg – Happiness
Familie – Sicherheit
Berlin – New Beginnings
New York – Access
Mode – Kreativität
Freiheit – Unabhängigkeit
Geld – Notwendigkeit
Laster – Perfektionismus
Tugend – Aufrichtigkeit
Motto – Willensstärke

 

Credits

Photograph: Ralph Baiker – Assistant: Jonas Utikal

Models: Alina Stockl, RosalieWillnow, Max Schoen, Helena Bertholdt, Louis Walter Poll,

Marla Marie Rose, Lotte Weissbach, Julia Wulf, Valerio Schmidt + Eike Raphael@Iconic Management