Ich komme aus dem Rheinland und habe Karneval immer geliebt!

Wahrscheinlich kommt daher meine Liebe zur Verkleidung und damit zur Mode.

Es gab wenig Geld und man musste improvisieren, um aus wenig viel zu machen.

Es war ein kreativer Umgang mit Kleidern. Ohne Regel und ohne Ziel – außer dem, toll auszusehen. Eigentlich war das mein Start in die Mode.

 

Jetzt viele Jahre später ist diese Liebe und diese Lust zur Mode ein fester Bestandteil meiner Person. Ich sehe all diese Modenschauen und fühle mich an früher erinnert. Aber etwas hat sich verändert.

Mit grösser werdender Skepsis bemerke ich, wie die großen Labels anfangen, sich gegenseitig zu kopieren. Da eine Kollektion die nächste jagt bleiben offensichtlich nicht genügend eigene Ideen übrig. Also kopiert man das, was andere erfolgreich verkaufen.

Brauchen wir wirklich alle 2-4 Wochen neue Kollektionen in den Läden/online?

Hat sich auf wundersame Weise das eigene Geld so vermehrt, dass wir immer mehr

und schneller konsumieren können? Ich weiß nicht genau, wann dieser Overkill angefangen hat, aber jetzt dreht sich das Karussell immer schneller und ich habe

das Gefühl bald explodiert das ganze System. Die noch in gut versteckten Winkeln existierenden tollen und spannenden Ideen einzelner, drohen in dieser unglaublich, undurchschaubaren Masse an Durchschnittlichkeit unterzugehen. Vielleicht wäre hier weniger mehr. Mehr Zeit, um eine Kollektion zu entwickeln, um eine Idee wirklich auszuarbeiten und nicht schnell einen Haufen Kleider rauszuhauen, die von 60er, 70er, 80er bis 90er nahezu jedes Jahrzehnt widerspiegeln, weil die Gegenwart zu wenig greifbar zu sein scheint. Unübersichtlich verzerrt in einem Overload an Instagram Bildern und hereinprasselnden Informationen, die keiner mehr verstehen oder deuten kann.

So gesehen bekommen wir doch wieder die Mode, die die Zeit reflektiert – und wir genau so verdienen.

Trotzdem wünsche ich mir wieder mehr Phantasie und modische Verrücktheiten

und nicht nur den kühlen, verkäuflichen Pragmatismus der Produkt-Manager großer Labels.

Wenn Mode auch nur ein Algorithmus ist, der, wenn er nur mit der entsprechenden Menge an Daten gefüttert worden ist, die immer gleichen, langweiligen Klamotten ausspuckt, dann haben wir uns bald alle überflüssig gemacht.

 

Wer hat eigentlich gesagt, dass Logo-Prints was mit Mode zu tun haben?

Warum verscherbeln Dior und Co ihr Marken-Image per Logo-Print auf der Resterampe der Mode-Idioten, die die Qualität eines Kleides nicht ohne seinen Markennamen erkennen können?

Vielleicht sollten sich aber auch die Designer wieder etwas mehr Mühe geben. Vielleicht reichen ja auch zwei Kollektionen pro Saison statt acht, aber die sind dafür dann wieder top. Abgesehen davon, dass wir auch sehr viel lauter über Nachhaltigkeit und Produktionsbedingungen sprechen müssen … .

 

Aber es gibt Ausnahmen, die Mode nicht nur als Marketing-Instrument benutzen, um Handtaschen und Parfums zu verkaufen, deren Kleider ihre Leidenschaft und Spaß am „Verkleiden“ und Anderssein widerspiegeln.

 

Dieses Heft soll die Phantasie anregen. Bastelt euch die Klamotten selbst, stöbert in Secondhand Läden und mischt sie mit euren aktuellen Lieblingslabeln. Dann kommt wieder was raus, was sich wirklich Mode nennen darf.

BE BRAVE!

 

xStephan