COSBY

CYTE: Eine klassische Einstiegsfrage. Erzählt uns doch, wie ihr auf die Idee gekommen seid, eine Band zu gründen. Wie habt ihr zusammengefunden und warum eigentlich Cosby?

 

Robin: Prinzipiell sind wir ja alle schon lange Musiker, auch vor Cosby gewesen. Teilweise waren wir schon zusammen, zumindest Kilian, Chris und ich. Wir waren alle hier im Studio zusammen

und irgendwann kam Marie zufällig mit einem Freund dazu. Da haben wir sie quasi entdeckt, wir fanden sie einfach gut. Die Idee zur Band kam von ganz allein. Wir haben Musik zusammen gemacht, wie man das dann oftmals einfach so macht im Studio. Und das hat dann gleich gepasst. Damit waren wir zu viert. Die Besetzung an sich war anfangs noch relativ unklar, das war auch gar nicht so wichtig. Man hat sich nur getroffen und Musik gemacht. Die Instrumente wurden irgendwie verteilt, es war wirklich völlig strange. Ich hab von der Gitarre zum Schlagzeug gewechselt, wir hatten nämlich keinen Schlagzeuger. Kilian kam von der Gitarre zum Bass, weil wir keinen Bassisten hatten und so hat sich das dann entwickelt. Alles wurde irgendwie gebastelt, hat sich organisch entwickelt, um letztlich diese Konstellation zu finden.

Mit dem Namen der Band war es ähnlich. Wir haben nach einem kurzen prägnanten Namen gesucht. Hießen dann irgendwann einfach „Marie“. Aus verschiedenen Gründen sind wir davon wieder abgekommen. Die Suche ging weiter und dann irgendwann tanzte Marie bei uns in der Regie. Genau wie die im Vorspann bei der „Cosby Show“! Das war´s. Wir alle liebten die Cosby Show. Da stand der Name Cosby.

CYTE: Warum habt ihr Englisch als Sprache für eure Texte gewählt?

Marie: Das liegt natürlich hauptsächlich an mir. Ich bin so aufgewachsen mit Abba, Rod Stewart und Queen und solchen Sachen: Ich habe als Kind auch schon überall mitgesungen. Für mich war es völlig natürlich, meinen ersten Song auf Englisch zu schreiben, da habe ich gar nicht drüber nachgedacht. Die anderen Cosbys hören auch fast alle vor allem englischsprachige Musik. Wir sind alle sehr beeinflusst von eher internationaler Musik, als deutscher. Und nachdem die Musik ja eigentlich auch eine schöne Gelegenheit ist die Welt zu bereisen, ist es eigentlich auch ganz praktisch, aber nur ein praktischer Zusatzeffekt quasi.

CYTE: Wenn man eure Bandgeschichte durchliest, dann stellt man fest, dass ihr sechs Jahre gebraucht habt, um eurer erstes Album zu veröffentlichen. Warum habt ihr solange gebraucht?

Kilian: Ich glaube da wurden wir missverstanden oder wir haben es irgendwo falsch aufgeschrieben. Wir haben uns schon relativ lange vor unserer ersten Veröffentlichung, das war 2014 unsere EP „Love“, kennen gelernt. Wahrscheinlich um die 6 Jahre vorher. Wir hatten zwar schon zusammen Musik gemacht, aber eher vereinzelt und nie mit dem klaren Vorhaben eine gemeinsame Band zu gründen. Erst 2013 sind wir auf die Idee gekommen zu sagen „jetzt gründen wir eine Band“. Dann ging es eigentlich relativ schnell. Wir haben dann 2014 die EP veröffentlicht und 2015 das erste Album.

CYTE: Wenn man eure ersten beiden Alben anhört fällt auf, dass ihr sehr viele 80ties Sounds einsetzt. Sei es bei den Drums oder bei den Keys, nicht ganz so wie die zahlreichen Synthwave Künstler. Aber der 80ties Einfluss ist schon sehr hörbar. Seid ihr Fans dieses Zeitalters oder warum habt ihr euch für diesen Stil entschieden?

Marie: Ja, wir sind alle große Fans der 80ties. Wir sind mit der Musik aus diesem Zeitalter aufgewachsen. Und ich glaube das ist gerade etwas, was allgemein so ein Volksgeschehen ist, dass diese Nostalgie irgendwie immer spürbarer ist zu den 80ties hin. Es war ja schon immer so, dass alte Sachen irgendwann wiederkamen und man merkt jetzt auch, sei es in der Mode, in der Musik oder bei TV Shows wie „Stranger things“, dass die 80ties ein beliebtes Jahrzehnt sind. Es hat etwas magisches, da sind wahnsinnig viele geile musikalische Sachen passiert, die uns persönlich sehr gut gefallen. Dieses Elektronische, diese Synthi-Welle. Allerdings war es bei uns keine bewusste Entscheidung im Sinne „ja wir machen das jetzt so“. Das ist vielmehr so entstanden und das feiern wir weiterhin. Mal gucken, ob auf dem nächsten Album die 90ties zu hören sind (lacht).

CYTE: Eure Musik durchweht eine tiefe Melancholie. Seid ihr alle melancholische Menschen oder ist die Musik nur ein Kanal, den ihr für eure etwas traurige Seite gewählt habt?

Marie: Ich würde sagen, wir sind nicht mehr oder weniger melancholisch als andere Menschen Aber sicherlich ist die Musik ein super gutes Mittel traurige oder schwierige Zeiten zu verarbeiten, nach außen zu bringen. Wir sagen immer, wenn andere vielleicht einen Tagebucheintrag machen würden, schreiben wir halt einen Song über das, was uns bewegt. Und es ist natürlich auch schön, diese Melancholie mit anderen zu teilen denen es vielleicht ähnlich geht. Es gibt aber auch sehr viele sehr fröhliche Songs bei uns. Das funktioniert gut, denn Leute lassen sich gerne ablenken von Traurigkeit oder Trägheit in ihrem Leben. Und dagegen ist ein happy Song auf den man einfach mal tanzen kann, ein super gutes Mittel.

Aber ich finde auch, dass man Melancholie ganz gut in fröhliche Songs verpacken kann. Das machen sehr viele, wenn man mal so auf den Text hört. Bei uns zum Beispiel auf unserem Debut Album „As fast as we can“ gibt es den Song „We kiss“. Der ist in seiner Geschichte, die er erzählt, recht melancholisch. Aber er ist tanzbar verpackt und man kann sich da ganz wundebar reinlegen. In ein Stückchen Sehnsucht. Deswegen gehört für mich Melancholie immer dazu zur Musik, ein bisschen Fernweh, ein bisschen Sehnsucht.

CYTE: Euer neues Album wird bald erscheinen. Für die Aufnahmen wart ihr in New York im Studio. Was war euer beeindruckendstes Erlebnis in Amerika? Habt ihr dort auch live gespielt?

Robin: Wir waren dieses Jahr in New York und L.A. Das war das erste Mal, das wir als Band in den USA waren. Wir haben dort auch live gespielt allerdings nicht vor Publikum, sondern in einer ehemaligen Kirche, die zu einem Studio umgebaut wurde, in Hudson. Das haben wir auch recorded, sowohl auf Video als auch Audio. Das war ein unfassbares Erlebnis auf jeden Fall. Es gab wirklich unfassbar viele tolle gemeinsame Momente, die beeindruckend und schön waren. Ich kann jetzt nur mal von mir sprechen, für mich war einer der schönsten Momente das Spielen in der Kirche. Das Betreten der Kirche und dann unseren Song zu spielen, den wir ja komplett akustisch runtergebrochen haben von einer relativ tanzbaren Elektronik-Nummer auf ein sehr akustisches Gewand. Das hat einfach mega krass gut in diese Atmosphäre gepasst. Das hätte jetzt vielleicht auch überall anders auf der Welt sein können, aber es war einfach ein unfassbar passender und sehr atmosphärischer Moment und das war auf jeden Fall eins meiner Highlights dort.

CYTE: Ihr habt relativ früh euer eigenes Label gegründet. Inzwischen hat sich die Musikindustrielandschaft völlig verändert. Streaming dominiert alles. Wie beurteilt ihr die Veränderung? Hat das Streaming Auswirkungen auf eure Überlegungen in Sachen Vertrieb und Songwriting?

Kilian: Als wir 2013 das Label gegründet haben, war es eigentlich schon wie heute: Da war Streaming ganz klar schon auf dem Vormarsch. Das Einzige, was sich für uns vielleicht jetzt verändert hat ist, dass wir weniger auf den physischen Markt schielen, also CDs. Ich denke nicht, dass das neue Album noch im Handel als CD erhältlich sein wird. Wenn, dann noch als Vinyl, aber nicht mehr als CD. Daher hat es sich wahrscheinlich gar nicht so großartig geändert für uns. In Sachen Songwriting hat es gar keinen Einfluss auf uns. Da machen wir nach wie vor was wir wollen. Alles andere macht auch keinen Sinn. Sich zu verbiegen, um vielleicht in irgendwelchen Playlisten zu landen oder so – das wäre eher kontraproduktiv.

CYTE: Das Livesegment wird immer wichtiger für jeden Artist. Wie sehen eure Livepläne aus?

Kilian: Nachdem wir uns ja im letzten Jahr etwas mehr zurückgenommen haben, weil wir kein aktuelles Album hatten und wir auch so wahnsinnig viele andere Tätigkeiten hatten, werden wir uns im nächsten Jahr, also 2020, zum neuen Album auf jeden Fall wieder auf Tour begeben. Länger und ausführlicher. Auch die Festivals gehen wir wieder an. Das heißt 2020 liegt der Focus wieder auf „live“.

CYTE: Wenn ihr nicht Musiker wärt, wie würdet ihr euch dann am liebten kreativ ausdrücken?

Marie: Da drei von uns auch Musikvideos drehen, würde ich sagen, wäre es der Film und die Photographie. Ich weiß nicht wie es bei Kilian wäre, abgeneigt wäre er aber sicher nicht. Es ist ein wahnsinnig kreativer Job in dem man auf eine andere Art und Weise als mit der Musik, aber genau so tiefgreifend, Geschichten erzählen und sich kreativ komplett austoben kann. Deswegen haben wir das Glück, dass wir das bereits tun und immer nur schöne kreative Sachen machen.

CYTE: Welche musikalischen Vorbilder habt ihr? Gibt es einen gemeinsamen Band-Nenner oder seid ihr da doch ziemlich unterschiedlich unterwegs?

Robin: Ich glaube grundsätzlich kann man sagen, dass wir alle kommerzielle Musik hören, relativ poppig kommerzielle Musik. Marie wahrscheinlich noch am wenigsten. Marie ist am Indie-lastigsten. Und wahrscheinlich ist Kilian am traditionellsten. Ein Band-Nenner der immer wieder aufkommt ist Coldplay. Das ist einfach eine Band, die wir wahnsinnig geil finden. Wir gehen zusammen auf die Konzerte, haben uns die Songs 1.000 Mal zusammen angehört und haben uns inspirieren lassen. Auch wenn man das vermutlich nicht so hört in unserer Musik. Andererseits empfinde ich persönlich das immer rect stark, dass diese Band einen enormen Einfluss auf uns hat. Und wenn einer Coldplay-Songs auflegt, egal ob das jetzt „Scientist“ ist oder „Yellow“ oder so ist, dann sind wir alle am Start.

CYTE: Wo soll euer Weg in Zukunft hingehen, was sind eure nächsten Ziele?

Robin: Wir sind ja eine eingefleischte Indie Band, die nie mit großen Major-Labels gegangen ist. Auch bewusst nicht gegangen ist, weil wir die Band darin sehen, uns kreativ komplett ausleben können und genau das tun, was wir möchten. Sowohl musikalisch aber auch visuell gesehen.

Deswegen haben wir auch immer schöne Sachen auf Lager, die wahrscheinlich so nicht unter den großen Major-Labels funktionieren würden. Trotzdem wünschen wir uns natürlich, dass wir mit unserer Musik möglichst viele Menschen erreichen und damit auch sehr kommerzielle Wege gehen. Und natürlich wollen wir unterm Strich erfolgreich sein, was ja bedeutet, dass man viele Leute erreicht und über sehr viele Medien gespielt wird. Was auf jeden Fall ein Ziel von uns ist. Unser Weg ist der, der auch schon die letzten Jahre unserer war. Wir bringen jetzt unser drittes Album raus und aus meiner Sicht ist es unser stärkstes Album. Mit Songs, die sich aus unserer Sicht stark abheben. Ich bin gespannt, was die Leute sagen, ob die das noch immer als den stimmigen Cosby Sound empfinden.

Außerdem haben wir sehr viel Material gesammelt. Wir haben uns sehr viel Zeit gelassen dafür. Obwohl das Album schon seit sehr langer Zeit fertig ist, haben wir auch vieles nochmal umgekrempelt, haben auch viel Videomaterial erstellt, um unsere Reise bebildern zu können. Das jetzt zu veröffentlichen, ist das nächste Ziel. Was dann in den nächsten 12 Monaten auch passieren wird – es dauert immer ein bisschen bis alle Singles und Videos rauskommen.

CYTE: Zum Schluss noch die von uns gerne gestellte Frage nach euren Lieblingsalben. Vielleicht mögt ihr uns jeder drei Alben nennen und warum habt ihr gerade diese gewählt?

Robin: „Phase“ von Jack Garratt, „Mylo Xyloto“ von Coldplay , „Wasting Light“ von Foo Fighters.

Das sind auf jeden Fall drei mega starke Alben. Das Coldplay Album hat mich sehr beeinflusst, letztendlich sind es immer geile Songs. Alle drei Alben sind jetzt schon älter – das Jack Garratt ist noch das neueste – aber es ist krass, wie zeitlos alle sind.

Es ist egal wenn das Album immer wieder in die Playlist reinrutscht. Es macht immer noch Spass. Das funktioniert nicht immer bei Musik. Dieses Zeug kann ich immer wieder hören. Foo Fighters fand ich damals ultra stark, für mich war „Wasting Light“ ein riesengroßes Comeback, da gab es zuvor eine lange Schwächeperiode und dann kamen sie mit einem richtig geilen, super klingenden, geil produzierten, aber auch von den Songs her mega starken Album.

Jack Garratt ist sowieso ein mega krasses Genie, der ist soundtechnisch und song-kompositorisch am modernsten. Und obwohl das Album jetzt auch schon ein paar Jahre alt ist und er jetzt mal endlich, verdammt nochmal, mit was Neuen kommen muss, gehört es für mich zum stärksten Material, das ich kenne.

Marie: Das erste Album, das mir sofort in den Kopf kommt, ist „Phase“ von Jack Garratt. Ich finde jeden einzelnen Track auf diesem Album genial. Ist gibt nirgends einen Ausreißer, einen Song, bei dem ich sagen würde, den mag ich nicht. Ich finde den Künstler hammermäßig. Ich war auf einem seiner Konzerte mit Robin zusammen und wir haben es einfach nur gefeiert. Ich finde es ist so ein zeitloses Ding, dieses Album. Das kann ich immer hören, das finde ich immer gut, das passt immer zu allem. Ob man gut drauf ist oder schlecht, es ist einfach mein absolutes Lieblingsalbum zur Zeit. Nichtsdestotrotz ist es echt schwierig diese Frage zu beantworten. Denn es gibt Zeiten, da hört man dann wieder ein anderes Album rauf und runter, was man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich hab nach Bohemian Rhapsody (Film von 2019 Anm. d. Red.) wieder wahnsinnig viel Queenzeug gehört.

Aber noch ein anderer „all time favourite“ sind eigentlich alle Coldplay Alben. Ich bin erst relativ spät zu „Coldplay gekommen. Alle haben sie schon gefeiert und ich hab es da noch nicht ganz verstanden. Erst durch Cosby und die Jungs bin ich so richtig zu Coldplay gekommen. Seither ist es eine Band, die ich wahnsinnig schätze und ich finde alle Alben von ihnen super. Wir haben auch alle Alben von ihnen auf Platte im Studio und hören sie regelmäßig.

Und ein drittes Album, was ich immer noch saugerne mag, das ist so etwas nostalgisches, so was wie Queen. Das man dann irgendwie halt so hört, und sich da reinlegt und sich an die alten Zeiten erinnert. Dieses Album habe ich wirklich rauf und runter gehört als ich jung war und es war auch mein erstes Popkonzert auf dem ich je war, nämlich Justin Timberlake mit „Future Sex/Love Sounds“. Würde man wahrscheinlich nicht denken, hat auch so gar nichts mit Cosby zu tun, aber ich liebe dieses Album einfach. Wenn ich die Songs heute höre, fühle ich mich wieder wie 14 und das ist ein schönes Gefühl. Ich mag einfach die Songs unfassbar gerne. Ich find er ist ein wahnsinnig geiler Künstler.

Und ich hätte auch noch 50 andere Alben. Ich mag die „Mø“ Alben gerne, ich mag „Ms Mr“, das erste Album habe ich gerne gehört, „Chvrches“ die alten Alben, also es gibt wahnsinnig viele Alben, die ich immer gerne höre. Aber die drei, also von Coldplay alle, „Phase“ von Jack Garratt und Justin Timberlake „Future Sex/Love Sounds“, das sind meine drei Lieblingsalben.

Kilian: Mutemath „Play Dead“, Tame Impala „Currents“, The Franklin Electric “Blue Ceilings“

 

 

 

CREDITS

Text: Dirk Eichhorn #don_squirrel – Skypography: Stephan Ziehen #stephanziehen